Von Kleinkind an bis ins junge Erwachsenenalter hatte ich immer wieder verschiedenste Beschwerden: Motorische und koordinative Schwierigkeiten, Bänderzerrungen-/risse, schnelle Überlastung der Muskulatur beim Sport, Verdauungsprobleme, insbesondere chronische Verstopfung, starke Bauchschmerzen, Rückenbeschwerden etc.. Mitte 20 sagte mir erstmals ein Rheumatologe, dass ich viel zu beweglich sei. Ansonsten fand man nichts Konkretes heraus. Mit Schmerzmedikamenten, Cortisoninfiltrationen, wöchentlichen Chiropraktik- und Physiobesuchen und Training konnte ich meinen Alltag gut meistern.
Nach einer langen Reise (1.5 Jahre) nahm ich mein von früher gewohntes Programm im Fitnesscenter wieder auf (während der Reise machte ich deutlich weniger). Ich fuhr jeden Tag mit dem Velo zur Arbeit. Bald stellten sich Schmerzen ein, die stark zunahmen: im oberen und unteren Rückenbereich, beidseitige Sehnenentzündungen im Knie, massive Verspannungen im interkostalen (Brust) Bereich, Schwindelattacken, Reflux, starke Bauchschmerzen etc. Ich wurde durch den Hausarzt an mehrere Fachärzte überwiesen, die keine Diagnose stellen konnten. Oft fühlte ich mich nicht ernst genommen. All diese Unsicherheiten endeten in zusätzlichen Panikattacken. Ich diagnostizierte mir schlussendlich selbst ein Burnout und machte keine weiteren körperlichen Abklärungen mehr. Die nächsten 7 Jahren konnte ich nur noch reduziert arbeiten, war erneut wöchentlich bei Chiropraktiker und Physio. Mehrmals startete ich den Versuch mit einem Fitnessabo, was aber jedesmal zu mehr Schmerzen und Unbeweglichkeit führte. Nach einem Jobwechsel und erhöhter Belastbarkeit begann eine erneute Abwärtsspirale, so dass ich schlussendlich die Arbeitsstelle kündete.
Eine neue Physiotherapeutin bemerkte bei einer Ganganalyse eine konstante Ausgleichsbewegung in den Füssen. Das erste Mal erklärte mir jemand, dass meine massiven oberen Rumpfprobleme von einer grossen Instabilität kommen könnten. Wir fingen an, die Hüft-, Rumpf- und Beinmuskulatur zu trainieren. Mit grossem Enthusiasmus, froh, endlich eine Lösung gefunden zu haben, fing ich an (viel zu viel) zu trainieren. Obwohl ich mich im Körper stabiler fühlte und der harte Muskeltonus im oberen Rumpf etwas nachliess, wurden die Muskelschmerzen im unteren Bereich immer unerträglicher. Je mehr ich trainierte und auf die Zähne biss, umso steifer fühlten sich meine Beine und Hüfte an. Die Verspannungen und Schmerzen nahmen konstant zu. Sie endete in einer Immobilität, so dass ich an einem guten Tag noch ca. 30 Meter am Stück gehen konnte.
1.5 Jahre folgten mit fast kompletter Immobilität, auch der obere Rumpfbereich wurde zusehends schlechter. Die Arme waren so verspannt, dass ich keine Kraft mehr hatte zu kochen oder putzen. In dieser Zeit fand ich eine kompetente Rheumatologin, der es wichtig war, alles systematisch abzuklären.
Ein kurzer Reha-Aufenthalt brachte nicht die erhoffte Verbesserung. Bereits nach einer Woche wurde ich nach Hause geschickt, mit dem Rat, umfassende Abklärungen machen zu lassen.. Während eines Aufenthaltes im Inselspital wurde ich dann von Kopf bis Fuss untersucht. In der Muskelbiopsie wurden gewisse Veränderungen im Muskelgewebe gefunden. Mir wurde mitgeteilt, dass man von einem unbekannten Gendefekt ausgehe. Ich müsse mit einem progredienten Verlauf rechnen. Physiotherapie könne helfen, die noch vorhandene Mobilität zu erhalten. Das war sehr ernüchternd! Meine Reumatologin erklärte mir, dass verschiedene Faktoren im Spiel seien, wie die massive Hypermoblität, die veränderte Muskelstruktur und die fehlende S-Kurve in der Wirbelsäule.
Da mir niemand über das Hypermobilitätssyndrom umfassend Auskunft geben konnte , fing ich an intesiv zu recherchieren. Plötzlich machten all meine verschiedenen Symptomen Sinn. Ich setzte mich mit Themen wie Schmerzen, Pacing, Ernährung und hauptsächlich mit der Funktion von Muskeln und Bindegewebe auseinander. Im speziellen studierte ich die Zusammenhänge des Myofaszialen Schmerzsyndrom und beschäftigte mich eingehend mit der Triggerpunktetherapie. Das Erlernte brachte ich mit Stabilisationsübungen und Faszienbehandlung in Zusammenhang. Täglich suchte und behandelte ich Triggerpunkte und dehnte die verschiedenen Muskelpartien. Daraus entstand ein Paket an Handlungen, welches mir ermöglicht, dass ich wieder gehen kann und eine sehr gute Lebensqualität zurück erlangt habe.