Was bedeutet es eigentlich, hypermobil zu sein? Wie viel Beweglichkeit ist noch normal? Und: ist Hypermobilität eine Krankheit?
Vielleicht bist du mit dem Begriff „Hypermobilität“ erstmals in einer Therapeuten- oder Arztpraxis in Kontakt gekommen und fragst dich nun, was das eigentlich bedeutet.
Hypermobilität oder Hyperlaxizität ist eine Überbeweglichkeit der Bänder und Sehnen in den Gelenken. Grundsätzlich sind die Gelenke beweglicher, je jünger eine Person ist. Bei hypermobilen Menschen sind mehrere Gelenke überdurchschnittlich beweglich, verglichen mit der alters- und geschlechtsspezifischen Norm. Die hypermobilen Gelenke können also stärker gestreckt und gebeugt werden als das für die meisten Personen der Fall ist. Die Grenze zwischen normaler Beweglichkeit und Hypermobilität ist fliessend.
Um herauszufinden, ob jemand hypermobil ist, wird in der Schweiz vorwiegend der Beighton Score angewendet (siehe Abb. unten). Anhand von fünf Übungen stellt man mittels einer Punkteskala fest, ob eine Hypermobilität vorliegt. Wird eine bestimmte Punktzahl erzielt, bedeutet dies, dass die Betroffenen eine überdurchschnittliche Beweglichkeit in mehreren Gelenken haben. Meist liegt der Überbeweglichkeit eine angeborene Bindegewebsschwäche zugrunde. Das bedeutet: Das Bindegewebe (dazu zählen u. a. Sehnen, Bänder und Faszien), welches die Gelenke lenkt und zusammenhält, ist lockerer als bei normalbeweglichen Menschen. Eine Überbeweglichkeit kann aber auch erworben sein, etwa durch Verletzungen eines Gelenkes oder durch spezifisches Training oder Dehnen, zum Beispiel bei Profisportlern.
In der Schweiz sind Schätzungen zufolge 20-25 Prozent der Erwachsenen von Hypermobilität betroffen, darunter mehrheitlich Frauen.

Stellt die Hypermobilität nun ein Problem für den Betroffenen dar?
Nein, grundsätzlich nicht. Generell muss die Überbeweglichkeit keine Beschwerden bereiten. Oft sind Sportler bestimmter Disziplinen wie Kunstturnen, Tanzen oder ähnliches sehr beweglich bis überbeweglich. Zu Problemen kommt es erst, wenn die Muskeln eines hypermobilen Menschen zu oft in der Überlastung sind und es so immer mehr zu Verspannungen am Köper kommt. Da das Gewebe zu locker ist und die Sehnen und Bänder zu lang sind, kann der Stützapparat an gewissen Gelenken seine „normale Funktion“ nicht ausüben. Folglich müssen die Muskeln mehr Arbeit übernehmen, damit der Körper stabil gehalten werden kann. Wenn es dich interessiert, wie der Muskel normal und in einer Überlastung funktioniert, klicke hier.
5 wichtige Punkte, damit ein hypermobiler Mensch beschwerdefrei bleibt:
- Auf die richtige Körperhaltung achten (Füsse, Knie, Beckenstand, Schulter, Kopf)
- Nie zu lange am Stück sitzen, immer zwischendurch bewegen.
- Mit zunehmendem Alter ist es umso wichtiger, die verschiedenen Körperteile zu dehnen
- Regelmässiges Sporttreiben (empfehlenswert sind Radfahren, Wandern, Schwimmen, Tanzen, stopp/go-Sportarten sind zu vermeiden), Muskelaufbau/-erhalt
- Regelmässig die Faszien behandeln
Wenn die Hypermobilität zu dauerhaften Beschwerden führt, spricht man von einem Hypermobilitätssyndrom. Was das ist und was es für die Betroffene bedeutet findest du hier.